Einen Bericht über unser Clubmitglied Ralf Schellhorn gibts in der Ausgabe vom 24.12.2009 des Mannheimer Morgen.

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hier könnt Ihr den kompletten Artikel lesen…

Menschen in der Metropolregion: Ralf Schellhorn aus Reilingen tritt mit einem umgebauten VW Käfer bei Dragster-Rennen an
Von Null auf 100 in 2,2 Sekunden

Von unserer Mitarbeiterin Heike Dürr

Reilingen. Einer der schnellsten VW Käfer in ganz Europa kommt aus Reilingen. Konstrukteur und Fahrer Ralf Schellhorn brachte einen 500 PS starken Boxer-Motor in einer veränderten Original-Karosserie aus dem Jahr 1963 unter und verband die bewährte Technik mit modernen Elementen. Auf Dragster-Rennen zeigt der „Rennkäfer 2“ nun, was in ihm steckt.

Ohrenbetäubender Motorenlärm, rauchende Reifen: Der Start eines Dragster-Rennens ist publikumswirksam, bis zu 10 000 PS treten gegeneinander auf der klassischen Distanz über die Viertelmeile (402 Meter) an. Gestartet wird aus dem Stand. Mittendrin ist der Rennkäfer. 2,9 Liter Hubraum, 230 Stundenkilometer Spitze, Gesamtgewicht nur 540 Kilogramm: Das sind die technischen Randdaten des knallgelben Gefährts aus der Werkstatt von Schellhorn. Mit einer Beschleunigung von 0 auf 100 in nur 2,2 Sekunden startet der Superkäfer deutlich schneller als jeder Formel-1-Bolide. Die ersten 50 Meter legt er dabei auf den Hinterrädern zurück. Seit 2006 fährt er sich so in die Herzen von Europas Drag-Racing-Fans.

Schellhorn baute den „Rennkäfer 2“ speziell für die extremen Anforderungen um. Wert legte er nicht nur auf technische Extremleistungen. Die Basis ist ein luftgekühlter Vier-Zylinder-Boxer-Motor mit 70 PS, der aus einem alten VW-Bus stammt. Angetrieben wird er nach wie vor über eine manuelle 4 Gang H-Schaltung, die während der Rennen eine extrem gute Koordination zwischen Hand und Kupplungsfuß verlangt. Ist die Schellhorns Reaktionszeit länger als 2/10 Sekunden, ist der Lauf nicht mehr zu gewinnen.

Eine moderne Kompressoraufladung sorgt für die nötige Leistung. Ebenfalls neu sind Spezialkolben und Zylinder, Spezialzylinderköpfe mit eigener Kipphebelkonstruktion sowie zwei riesige Ventile pro Brennraum. Der „Rennkäfer 2“ erregt weltweites Medieninteresse, denn er ist der einzige Dragster-Käfer, der das ursprüngliche VW-Motorkonzept in Verbindung mit einem Kompressor nutzt. „Im Prinzip ist unser Ansatz in abgewandelter Form auch für die Straße denkbar“, so Schellhorn.

Der etwas zahmere Vorgänger und Prototyp, der „Rennkäfer 1“, war bis 2006 im Einsatz und erhielt noch eine Straßenzulassung – mit ebenfalls schon beachtlichen 340 PS. Auch wenn die Karosserie des „Rennkäfer 2“ noch weitgehend aus Originalteilen besteht, mussten an Achsen, Rahmen und Bremsen erhebliche Veränderungen vorgenommen werden. So ist ein starrer Achsantrieb – ähnlich dem eines Panzers – nötig, denn das Fahrzeug ist rein für das Geradeausfahren ausgelegt. Gestoppt wird mit Unterstützung eines Bremsschirms.

Das eigens gegründete „carpe diem Racing-Team“ sorgt dafür, dass Auto und Fahrer auf den Punkt fit sind. Denn ein Durchgang über die Viertelmeile dauert nur knapp zehn Sekunden. „In diesem Auto steckt enorm viel Eigenleistung, aber auch jede Menge Unterstützung durch das Team, durch Freunde, Sponsoren und Lieferanten“, betont Schellhorn, der schon mit 15 Jahren begann, an Motoren zu experimentieren, um diese zu optimieren – „damals allerdings noch mit handelsüblichem Material“, lacht er.

Mittlerweile entwickelt der ausgebildete Maschinenbaukonstrukteur selbst, seit vier Jahren für seine eigene Firma Rolltec. Sie entstand aus eher praktischen Gründen: „Zuhause lag irgendwann einfach zu viel Material von Prototypen herum.“ Heute, im vierten Jahr, nutzen Kunden aus dem In- und Ausland Wissen, Erfahrung und Leidenschaft des Reilingers für die Restaurierung oder den Nachbau ihrer Oldtimer.

Für Schellhorn hat sich damit ein Traum erfüllt: „Oldtimer sind mein Ding. Mit modernen, windkanaloptimierten Einheits-Autos ohne Charakter kann ich einfach nichts anfangen.“ Und trotz seiner Begeisterung für Autos und den Rennsport guckt er auch über den Tellerrand: Der „Rennkäfer 2“ fährt mit umweltschonendem Bio-Ethanol von der Tankstelle.

Mannheimer Morgen
24. Dezember 2009